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"Volle Ladung" aus der Steckdose


Bernd Lieneweg setzt aufs Elektro-Fahrrad / Tägliche Tour von Senden zum Canisianum

Als Agenda-21-Schule hat sich das Canisianum unter anderem auch den Umweltschutz auf seine Fahnen geschrieben. Bernd Lieneweg hat die Ideen rund um das Agenda-Thema in den vergangenen Jahren unter dem Umweltschutz-Aspekt maßgeblich beeinflusst. Nicht zuletzt deshalb versucht er, mit gutem Beispiel voran zu gehen. Seit einigen Monaten fährt er daher mit einem Elektro-Fahrrad von Senden nach Lüdinghausen zur Schule. Für die WN hat er seine Erfahrungen mit dem alternativen Fahrrad zusammengefasst:

Wie legt man einen etwa 15 Kilometer langen Weg zur Arbeit möglichst umweltfreundlich und gesund zurück? Im flachen Münsterland natürlich mit dem Fahrrad. Wenn man aber pünktlich und unverschwitzt - auch bei Gegenwind - sein Ziel erreichen möchte, wünscht man sich bei der sportlichen Betätigung doch ein wenig Unterstützung. Ein Fahrrad mit Hilfsmotor wirkt vielleicht ein wenig "uncool", schließlich bin ich noch kein Rentner.



Als Freund der E-Mobil-Szene stieß ich auf das kleine Sesselrad Giant Revive EN3 mit Panasonic-Elektromotor und Lithium-Ionen-Akku und war von Technik und Design sofort begeistert, schließlich sollen die Li-Ionen-Akkus bei den Elektroautos endlich den Durchbruch zur Serienreife bringen, wie man derzeit in einschlägigen Veröffentlichungen lesen kann. Das Fahrrad der ehemaligen amerikanischen, heute chinesischen Nobelmarke kostet nach Listenpreis 1999 Euro, ist aber bei großen Fahrradhäusern für unter 900 Euro zu bekommen. Mit seinen 20-Zoll-Rädern, dem bequemen Komfortsattel mit Rückenlehne und mit einem Lenker, den man wegklappen kann, passt es wunderbar in den Laderaum unseres Vans, so dass ich es schnell mal eben mitnehmen kann. An die leicht liegende Sitzposition kann man sich bald gewöhnen, auch das Treten nach schräg vorne empfindet man nach der Gewöhnungsphase als angenehm.

Die ersten Testfahrten machte ich im Urlaub, wo ich die elektrische Unterstützung bergauf sofort sehr zu schätzen wusste. Man drückt auf ein Knöpfchen, und sobald man in die Pedale tritt, spürt man den unterstützenden Schub des Elektromotörchens. Mit einer Art Gashebel lässt sich die Stärke der Unterstützung variieren. Die Shimano-Rollenbremsen funktionieren leicht und präzise, die Dreigang-Nabenschaltung ist ausreichend, in der Ebene braucht man eigentlich nur den dritten Gang. Erreicht man dann locker und lässig Tempo 25, schaltet leider der Elektromotor ab. Das ist bei uns Vorschrift, da man ja mit einem Fahrrad ohne Versicherungskennzeichen radelt. Bei schnellerer Fahrt mit Rückenwind würde ich mir allerdings einen vierten Gang wünschen, da man im dritten doch recht schnell treten muss.

Wie weit kommt man nun mit dem kleinen, voll gekapselten Akkupack, der wie eine Schublade unter den Gepäckträger geschoben wird? Drei Leuchtdioden zeigen den Ladezustand stets am Lenker an. Etwa 36 Kilometer steht in der Werbung. Die habe ich mit "Vollgas", einer schweren Aktentasche auf dem Gepäckträger, bei leichtem Gegenwind und zum Teil geschotterten Wegen nicht erreicht, nach 22 Kilometern war Ebbe und der Spaß vorbei. Wegen des höheren Gewichts durch Motor und Akku ist das Fahren mit dem stabil gebauten Alurad dann doch auf Dauer anstrengend, und man weiß, wofür man den zweiten Gang hat. Also nehme ich fortan das kleine Ladegerät mit zur Arbeit, und nach zwei Stunden ist der Akku wieder voll. Die volle Ladung hält allerdings nicht tagelang. Nach der Arbeit kann ich den Weg nach Hause auf Ackerwegen durch das blühende Münsterland locker im Sessel liegend, mich aber dennoch gesund an der frischen Luft bewegend antreten und in aller Ruhe - der Motor summt nur leise - darüber sinnieren, ob nun mein nächstes Auto mit Treibstoff aus Biomasse oder mit Wasserstoff oder vielleicht doch mit Solarstrom aus einer Lithium-Ionen-Batterie angetrieben wird.

Quelle: WN, 06.08.07